INHALT

 

PÉTER MARKÓ: DIE SITUATION DES KOMITATES VAS UND SEINE CHANCEN

------------------------Am 26. Mai 2001 fand unter dem Motto "Hazahívó" ("Heimrufen") in Szombathely ein grossangelegtes Treffen, an dem namhafte, im Komitat Vas geborene Intellektuelle teilnahmen, statt. Auf dem Treffen hielt einen der Vorträge der Soziologe Péter Markó, Präsident der Vollversammlung des Komitates Vas. In seinem Vortrag ging er auf die verfassungsrechtlichen und politischen Veränderungen der Struktur der Komitate, auf die sich z.Z. vollziehende Regionalisierung im Verwaltungsbereich, auf das Verhältnis zwischen Komitat und Region sowie auf die Beziehungsstruktur des Komitates Vas ein. Er legte die Bestrebungen, die dem Komitat Vas dazu verhelfen sollen, dass es im wirtschaftlichen, verkehrstechnischen, bildungspolitischen und kulturellen (z.B. wissenschaftlichen) Bereich den zeitgemässen Anforderungen genügen und die durch die territoriale Lage und Offenheit gegebenen Möglichkeiten nutzen kann, dar.

 

GÁSPÁR NAGY: "HAB VERTRAUEN UND HOFFE AUF BESSERE JAHRHUNDERTE!"
(Antwort auf die heimrufenden, schönen Worte)

------------------------Der in Budapest lebende hervorragende Dichter liess auf dem Szombathelyer Treffen "Heimrufen" in seinem essayistischen Vortrag seine in den Dörfern des Vaser Bergrückens (Vasi-Hegyhát) verbrachte Kindheit sowie seine Schulzeit in Pannonhalma und Szombathely aufleben. Anhand von Zitaten unserer Klassiker sprach er über die besondere Rolle der ungarischen Dichtung bei der Erduldung des Daseins und dem Erhalt der Nation. Wichtiger als das Talent sei der Charakter, der auch in unserem Sinnen über die Muttersprache und in unserer Liebe zu ihr vorhanden sein muss.

 

GÁBOR VÉKONY: NÁNDOR FETTICH UND DIE SKYTHEN

------------------------Nándor Fettich war eine massgebende Persönlichkeit der ungarischen Altertumsforschung des 20. Jahrhunderts. Vonb esonderer Bedeutung sind seine Arbeiten zu den ungarischen Skythen-Funden, die auch heute noch unter kunsthistorischem Aspekt als gültig anzusehen sind. Bei der Aufbereitung der Funde aus Zöldhalompuszta, Tápiószentmárton und dem bulgarischen Gar>inovo bestimmte er den stilkritischen Ort dieser Ensembles, den wir auch in Kenntnis weiterer neuerer Funde als bestätigt ansehen können. Deutlich erkannte er die Beziehung dieser Funde zur späten assyrischen, neubabylonischen und persischen Kunst. Aufgrund neuerer Funde im Iran wissen wir, dass sich die archaische skythische Kunst tatsächlich auf dem nordiranischen Gebiet herausgebildet hat und von dort in das europäische Gebiet vordrang. Auch für Zöldhalompuszta, Tápiószentmárton und Vettersfelde (Witaszkowo) gelang es ihm nachzuweisen, dass die an den jeweiligen Orten gefundenen Gegenstände von Feuerbestattungen stammen. Seitdem kennen wir auch entsprechende frühe Feuerbestattungen in Ost-Europa: Litoj kurgan, Krivoro>'e. Es ist nicht ausgeschlossen, dass derartige Feuerbestattungen auch im Iran vorkommen.

 

ENDRE TÓTH: NÁNDOR FETTICH UND DIE SAVARIA-TOPOGRAPHIE

------------------------Die Fundort- und Fundsammlungen für eine römische Savaria-Topographie begannen im Fall der Steininschriften im Mittelalter, für alle sonstigen Funde mit dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Nándor Fettich war der erste, der in den 1920er Jahren anhand der Funde einerseits die Ausmasse der Colonia unter dem heutigen Szombathely feststellte und andererseits den Ort festlegte, an dem die Gebäude des Kaiserkultes der Provinz Pannonia Superior zu suchen sind. Beides bestätigten spätere Forschungen. Das von den Stadtmauern der römischen Stadt begrenzte Gebiet erstreckte sich im Norden bis zur heutigen Sándor Petõfi Strasse, im Süden bis zur Lajos Kossuth Strasse, im Osten bis zur Király Strasse und im Westen bis zum westlichen Ende des Domes. Das Provinzialforum und der Hauptaltar des Kaiserkultes der Provinz befanden sich auf dem Gebiet zwischen Perint und Kálvária.

 

GÁBOR KISS: NÁNDOR FETTICH UND DIE ANFÄNGE DER ERFORSCHUNGDER VASER VÖLKERWANDERUNG

------------------------Nándor Fettich - einer der bedeutendsten Forscher der Völkerwanderung im Karpatenbecken - hat in Acsád im Komitat Vas das Licht der Welt erblickt. Wenngleich er als Mitarbeiter des Ungarischen Nationalmuseums, später als dessen Verbannter die meiste Zeit seines Lebens in Budapest verbrachte, verfolgte er doch mit grosser Aufmerksamkeit die hunnischen und awarischen Funde in seiner Heimat. In zahlreichen seiner Studien greift er immer wieder auf sie zurück. Zu den wichtigsten Fundorten seiner engeren Heimat gehört das awarische Grabfeld in Vasaszszonyfa, dessen Publizierung er selbst vornahm. Der Methode Fettichs folgend können anhand der herausragenden Funde des aus dem 7.-9. Jahrhundert stammenden Friedhofs mit nahezu tausend Gräbern Daten über den Handel entlang der von der Adria her kommenden Bernsteinstrasse gewonnen werden, auf der (auch) byzantinische Waren nach Norden gebracht wurden. Diese Erzeugnisse übten allen Anzeichen nach eine grosse Wirkung auf das Kunsthandwerk der Bronzegiesser der spätawarischen Epoche aus.

 

KÁROLY MESTERHÁZY: NÁNDOR FETTICH UND DIE ARCHÄOLOGIEZUR ZEIT DER UNGARISCHEN LANDNAHME

------------------------Nándor Fettich widmete rund ein Drittel seiner Tätigkeit der Erforschung des Zeitalters der Landnahme. Als Quellen seiner Forschungen nutzte er eigene Ausgrabungen (Kenézlõ, Hencida, Ókécske usw.), alte, unzureichend publizierte Funde (Benepuszta, Tarcal, Galgóc usw.) sowie Funde von Zeitgenossen (Gádoros, Karos, Geszteréd). Seine erste grosse Arbeit veröffentlichte er 1931 (ArchÉrt). Darin offenbarte er sich als wirklicher Experte. Die hier aufgegriffenen Probleme führte er in seinem grossen Werk von 1937 weiter (Die Metallkunst der landnehmenden Ungarn, Arch. Hung 21). Danach schrieb er noch vier - obwohl mehr geplant waren - Bücher zu Problemen des 10. und 11. Jahrhunderts. Zwei dieser vier Werke erschienen auch, das eine wurde 1942 in Berlin veröffentlicht, das andere über Grabfunde von Zemplén gab er gemeinsam mit V. Budinsk-Kri>ka 1973 heraus. In das letztere arbeitete er auch einen grossen Teil seiner über das Schwert von Karl dem Grossen verfassten, aber nicht veröffentlichten Schrift ein. In unserer Studie stellen wir die wissenschaftlichen Methoden von Nándor Fettich, seine Ergebnisse und Irrtümer vor. Bei seinen archäologischen Methoden stützte er sich auf die Typologie, aber er bemühte sich um die Beantwortung historischer Fragestellungen. In seinen späten Werken nehmen die Kontinuität und die Welt der Symbolik einen breiten Raum ein. Ergehört zu den Grossen der ungarischen Altertumsforscher.

 

MIHÁLY HOPPÁL: DAS TULPENMOTIV IN RAUM UND ZEIT

------------------------Der Verfasser gibt einen Abriss des geschichtlichen Hintergrundes des Tulpenmotivs, um zu zeigen, dass dieses Element unserer Ornamentik seinen Ursprung nicht nur vom Westen her haben kann. Für die Untersuchungen sind neben der ethnosemiotischen Tätigkeit von Gábor Lükõ auch die Feststellungen Nándor Fettichs über die skythischen und altmagyarischen Zeichen von Bedeutung. Konkret werden die Tulpe als Motiv der Weiblichkeit und das Herz als Motiv der Männlichkeit sowie deren Bedeutung von der Antike fast bis auf den heutigen Tag anhand von Beispielen aus dem mittelasiatischen Raum über das antike Griechenland bis hin zu verschiedenen Regionen Europas behandelt.

 

GÁBOR ILON: NEUERE DATEN ZUR GESCHICHTE DER WAGENDES KARPATENBECKENS AUS DER KUPFER- UND BRONZEZEIT
(Das beim Szombathelyer Metro-Warenhaus gefundene Rad)

------------------------Der gefeierte Nándor Fettich, dem ebenfalls dieser Aufsatz gewidmet ist, beschäftigte sich in seiner 1969 veröffentlichten grundlegenden Studie mit der Geschichte des Wagens vom Neolithikum bis zur mittleren Bronzezeit. Der Verfasser dieser Arbeit beschreibt das bei den Ausgrabungen auf dem Gebiet des Metor-Warenhauses gefundene Rad eines Wagenmodells aus der frühen Kupferzeit (etwa 6000 Jahre alt). Dabei handelt es sich wahrscheinlich um das z.Z. früheste, auf die Wagenbenutzung hinweisende Stück aus dem Karpatenbecken. In diesem Zusammenhang fasst der Autor die Wagen-Forschungsgeschichte im Karpatenbecken zusammen und thematisiert die hypothetische rolle des Wagens in der Welt des Glaubens.

 

NÁNDOR FETTICH: JÓZSEF SZENTPÉTERYS RELIEFS, BUDAPEST, 1947
(Auszüge)

------------------------Der Archäologe Nándor Fettich, der selbst Bleibendes im Goldschmiedegewerbe geschaffen hat, schrieb ein Buch über den bedeutendsten ungarischen Goldschmiedekünstler des 19. Jahrhunderts, über József Szentpétery (1781-1862). Die Arbeit daran war bereits im Juni 1947 fertig gestellt. Das Vorwort dazu schrieb er nachträglich - im April 1956. Die Studie blieb dann jedoch in der Korrektur und gelangte letztendlich in die Dokumentationsabteilung des Kunsthistorischen Forschungsinstitutes der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest. In seinem Manuskript wählte der Archäologe unter den Werken von József Szentpétery diejenigen aus, die beiden ein Denkmal setzten. Fettich nennt Szentpétery den ungarischen Cellini. In seiner Studie stellt er die besondere Goldschmiedetechnik der bedeutendsten, in Vergessenheit geratenen Reliefs von Szentpétery vor. Diese Technik bezeichnet Fettich als Minuterie: Dabei handelt es sich um eine Austiefung, bei der der Goldschmied aus der Platte vollkommen plastische Teile schafft: Ein sich vom Hintergrund abhebender Arm oder eine Waffe z.B. wird nicht aus zusätzlichem Material hinzugefügt, sondern durch Herausklopfen aus der Platte geformt.